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Neues Forschungszentrum eröffnet| 24.05.2024
Gemeinsam mit Gästen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft wurde am (heutigen) 24. Mai 2024 die chesco-Forschungsfabrik am Standort in Cottbus-Dissenchen in Anwesenheit von Brandenburgs Ministerpräsidenten Dr. Dietmar Woidke, Wissenschaftsministerin Dr. Manja Schüle und dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz Michael Kellner eröffnet. Rundgänge durch die Fertigungshallen und Podiumsdiskussionen boten ausführliche Informationen über die hoch modernen Fertigungstechnologien. Darüber hinaus wurden die Chancen von Forschung und Innovation für die Transformation der Lausitz deutlich.
Ministerpräsident Dietmar Woidke sagt: „Mit Wirtschaftsansiedlungen, Forschung und Wissenschaft haben wir die richtigen Prioritäten im Strukturwandel in der Lausitz gesetzt. Die ersten Maßnahmen greifen. Neue Industriearbeitsplätze sind entstanden, neue Forschungsinstitute haben sich in der Lausitz angesiedelt. Chesco stellt als zukünftiger Kern des Lausitz Science Parks die entscheidende Verbindung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft her. Die heutige Eröffnung der Forschungsfabrik ist deswegen ein doppelt wichtiger Meilenstein. Unternehmen erhalten mit der chesco-Forschungsfabrik Zugang zu modernster Technik und innovativen Fertigungsverfahren mit den Schwerpunkten klimafreundliches Fliegen und alternative Antriebe. Sie können in einem professionellen Versuchsfeld ausprobieren, welche Lösung für ihre Zukunftstechnologie die richtige ist. Die Wissenschaftler wiederum profitieren von der engen Zusammenarbeit mit der Praxis. Grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung orientieren sich an den Innovationen, die Industrie und Mittelstand nachfragen. Der Dreiklang von Forschung, Fertigung von Prototypen und professionellen Tests bringt für alle Beteiligten einen erheblichen Mehrwert und schafft die besten Voraussetzungen für ein breites Netzwerk von Forschungs- und Wirtschaftspartnern.
Chesco wird weit über die Lausitz hinaus ausstrahlen und das Innovationsland Brandenburg stärken. Ich danke der BTU Cottbus-Senftenberg und allen beteiligten Partnern für ihr Engagement. Sie haben es geschafft, Planung und Umsetzung so zu koordinieren, dass wir heute schon die Forschungsfabrik eröffnen und mit konkreten Projekten starten können. Das Zeitfenster für die Entwicklung neuer Mobilitätstechnologien ist jetzt und wir wollen und werden dabei sein.“ (noch nicht freigegeben)
Staatsekretär Michael Kellner, Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, sagt: „Das Konzept der Chesco Forschungsfabrik macht deutlich, wie nachhaltiger Strukturwandel, Forschung und Innovation verbunden werden und gelingen können. Diese Aktivitäten haben wir von der Idee bis zur Eröffnung intensiv begleitet und unterstützt. In der Region Cottbus werden so Zukunftsthemen wie das klimaneutrale Fliegen weiter vorangetrieben. Mit der Forschungsfabrik und der Ansiedlung von Unternehmen, werden die Innovationen und Forschung an die praktischen Verwerter herangeführt. Das schafft Zukunftsperspektiven, Arbeitsplätze und einen Mehrwert für die gesamte Region.“
Wissenschaftsministerin Dr.Manja Schüle ergänzt: „chesco entwickelt sich zu einem Innovationslabor und einer Transformationsschmiede inmitten der Lausitz. Hier wird mit ambitionierter Forschung eine der größten Herausforderungen unserer Zeit angegangen: die Entwicklung klimaschonender Flugantriebe. Und: chesco ist längst ein Pull-Faktor für die gesamte Region. Das Zentrum ist nämlich kein hermetisch abgeriegelter Elfenbeinturm, in dem exzellente Köpfe schweigsam vor sich hin tüfteln. Sondern chesco liefert in enger Abstimmung mit zahlreichen Partnern vor Ort und weit über die Region hinaus konkrete und relevante Antworten auf drängende Fragen. Ich bin überzeugt: Nicht wer in Industrie-Arbeitsplätze investiert, sondern wer in Innovation investiert, investiert in Zukunft.“
DiePräsidentin der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) Prof. Dr. Gesine Grandeunterstreicht: „In nur fünf Jahren ist aus einer Vision für klimafreundliche Mobilität die chesco Forschungsfabrik entstanden. Das war nur möglich durch ein unglaublich großes Engagement der beiden Projektleiter, Prof. Möhlenkamp und Prof. Höschler, ihr Team und die Beschäftigten in unserer Verwaltung. Nur durch die ungewöhnlich enge Zusammenarbeit von Wissenschaft, Politik und Wirtschaft konnte dieses Projekt erfolgreich auf den Weg gebracht werden. Künftig entstehen hier innovative, hybrid-elektrische Systeme für die Luftfahrt, für die Automobilindustrie, den Bahnverkehr oder die Schifffahrt von der Planung über Prototypen bis hin zum Test an einem Ort. Es freut mich besonders, dass wir mit dem neuen Masterstudiengang Hybrid Electric Propulsion Technology nun auch die Verbindung von Forschung und Lehre neu gestalten können. Chesco ist eine zentrale Säule in der Profillinie ‚Energiewende und Dekarbonisierung‘ und Teil der engen Netzwerke mit unseren wissenschaftlichen Partnern, ganz besonders dem DLR-Institut für Elektrifizierte Luftfahrtantriebe.“
Die Eröffnung der chesco-Forschungsfabrik stellt einen ersten Meilenstein auf dem Weg zur Entwicklung von alternativen Antriebstechnologien in Cottbus dar und leistet so einen Beitrag zu den gesetzten Klimazielen der Bundesregierung: Die Fabrik verfügt im Fertigungsbereich über einen Maschinenpark für die innovative und effiziente Herstellung von Prototypen. Die Anlagen decken dabei Prozesse in den Bereichen Rohstoffaufbereitung, Vorrichtungsbau, additive Fertigung, Zerspanung, Wärmebehandlung und Sintern, Inspektion und Analyse sowie später auch Fertigung elektrischer Antriebskomponenten ab.
Das chesco verfügt in der additiven Fertigung derzeit über Maschinen, die sowohl Kunststoffe als auch keramische und metallische Werkstoffe verarbeiten können. Die Schicht-für-Schicht-Bauweise erlaubt es, komplexe Formen und Strukturen zu realisieren, die mit herkömmlichen Methoden nicht zu erreichen wären. Die Qualität von Bauteilen wird mittels hochmoderner Röntgen-Computertomographie kontrolliert, die es ermöglicht, das Innere von Werkstücken zu analysieren. So können insbesondere Einschlüsse oder Hohlräume identifiziert werden. Darüber hinaus erlaubt eine Koordinaten-Messmaschine, die Form und Oberflächenbeschaffenheit von Bauteilen im Hinblick auf optimale Funktionalität genauestens zu überprüfen.
Rund 150 Gäste kamen in die Halle 4, dem zukünftigen Testbereich der Forschungsfabrik, um sich über Ausstattung sowie Forschungs- und Transfervorhaben zu informieren. Die Eröffnungsveranstaltung wurde von Bühnenkünstlerin Jessy James LaFleur moderiert.
Forschung für eine zukunftsfähige Lausitz
Ein zentrales Anliegen ist es, das Know-how der chesco-Forschungsfabrik und deren Infrastruktur für Lausitzer Unternehmen nutzbar zu machen und so die regionale Wirtschaft in der vom Kohleausstieg betroffenen Lausitz zu stärken. Realisiert wird dies innerhalb des mit 18 Millionen Euro geförderten Projekts „taf - Transfer agiler Fertigungsmethoden“ auf 5.100 Quadratmeter in drei Hallen.
Die beiden wissenschaftlichen Leiter des chesco, Prof. Dr.-Ing. Klaus Höschler, Fachgebietsleiter für Flug-Triebwerksdesign, und Prof. Dr.-Ing. Georg Möhlenkamp, Fachgebietsleiter für Leistungselektronik und Antriebssysteme an der BTU Cottbus-Senftenberg, erklären dazu: „Wir verstehen unsere Arbeit vor allem auch als Strukturstärkungsprojekt. Mit unserem Wissen, zum Beispiel um innovative Fertigungsmethoden, wollen wir den Unternehmen der Region Möglichkeiten der Zusammenarbeit und der Erweiterung des eigenen Geschäftsfelds aufzeigen“, so Klaus Höschler. „Gleichzeitig schaffen wir mit unseren Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten Chancen für die Mitarbeit an der Mobilität der Zukunft. Wir sprechen hier konkret von bis zu 400 Arbeitsplätzen für die Region“, so Georg Möhlenkamp weiter.
Dr. Jane Worlitz, operative Leiterin im Projekt, erläutert den Mehrwert des Projekts für die Region: „Im Projekt taf haben wir zusammen mit unterschiedlichen Fachgebieten der BTU eine Workshopreihe konzipiert, die auf die Herausforderungen des Strukturwandels abgestimmt ist. Kleine und mittelständische Unternehmen der Lausitz haben so die Möglichkeit, innovative Fertigungsmethoden auszuprobieren und eigene Entwicklungsprojekte zu realisieren.“
Die Mobilitätsforschung in der Lausitz setzt auf erfolgreiche Kooperationen
Die Nutzungsmöglichkeiten der chesco-Forschungsfabrik gehen über die Bereiche der Luftfahrt und der Mobilitätsbranche hinaus. Moderne Fertigungsverfahren wie der 3D-Druck können auch in anderen Bereichen des Maschinenbaus und der Elektrotechnik, der Medizin-, der Energie- und Verfahrenstechnik und vielen anderen Gebieten Anwendungen finden. Insbesondere auch für Handwerks- und kleinere Produktionsbetriebe bieten diese Fertigungsverfahren perspektivisch viele Möglichkeiten. So wurde zum Thema additive Fertigung das Netzwerk „Innovationsdruck“ innerhalb von taf zusammen mit dem Bundesverband Mittelständische Wirtschaft (Der Mittelstand, BVMW e.V.) und lokalen Unternehmen gegründet. Hier können sich Unternehmen austauschen und Projektideen einbringen.
Welche erfolgreichen Beispiele es im Wissens- und Forschungstransfer gibt, zeigte die Podiumsdiskussion „Wie Forschung und Innovation den Wandel in der Lausitz fördern“, an der sich Vertreter*innen der lokalen Wirtschaft (Orthopädie- und Reha-Team Zimmermann, F&L Kunststofftechnik, BVMW e.V., Deutsche Bahn) im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung beteiligten. Wie die Zukunft der grünen Mobilität in der Luftfahrt konkret aussehen kann und welche Herausforderungen mit dem hybrid-elektrischen Fliegen verbunden sind, diskutierten Vertreter*innen von Rolls-Royce, Airbus, Boeing, APUS im Rahmen der Podiumsdiskussion während der Eröffnungsveranstaltung.
Über das Center for Hybrid Electric Systems Cottbus (chesco)
We make green mobility happen – das ist die Mission des Center for Hybrid Electric Systems Cottbus (chesco). Mit chesco entsteht ein integriertes Forschungs- und Kooperationszentrum, in dem zukünftig bis zu 400 Mitarbeitende klimafreundliche Flugantriebe für Kurz- und Mittelstrecken planen, testen und umsetzen können. Die Anwendungsfelder werden auf die Bereiche Automobil, Bahn und Schifffahrt erweitert.
Das chesco beschleunigt die Entwicklungszeit innovativer Antriebstechnologien durch die zentrale Bündelung der Forschungs-, Fertigungs- und Testkompetenzen. Das research center des chesco, dient der Entwicklung des Designs von Komponenten und Systemen. Im Fertigungszentrum Fast-Make Electrification Research Center (f-merc) erstellen die Forschenden Prototypen, die im test center getestet werden. Dabei werden alle Prozesse miteinander digital vernetzt.
Über 30 Fachgebiete der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg bringen ihre Expertise in die Forschung ein. Das chesco kooperiert mit Partner*innen aus der Wirtschaft und Wissenschaft. Hierzu zählen Kooperationen mit Universitäten in ganz Europa, außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie dem Institut für Elektrifizierte Luftfahrtantriebe des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), mehreren Fraunhofer Instituten und Access e.V.
2021 wurde die Förderwürdigkeit des chesco-Projekts durch die interministerielle Arbeitsgruppe (IMAG) Lausitz der Landesregierung bestätigt. In den kommenden Jahren sollen insgesamt 238 Millionen Euro in den Aufbau und die Ausstattung des Forschungszentrums auf dem Gelände des zukünftigen Lausitz Science Park (LSP) Cottbus fließen. Die Finanzierung von chesco erfolgt über die Förderrichtlinie der Staatskanzlei des Landes Brandenburg zur Strukturentwicklung Lausitz, die Mittel kommen aus dem Strukturstärkungsgesetz des Bundes.