Gewächshäuser stehen bei Sonnenschein auf einer grünen Wiese

Beitrag teilen:

Beitrag teilen:

Neue Baumuni für Cottbus | 02.02.2024

Derzeit wird die 12,7 Hektar große Gärtnerei im Außenpark der Branitzer Parklandschaft in Cottbus zurückgebaut. Die Müllentsorgung und Entkernung der ruinösen Gewächshäuser, Hallen und Betriebsgebäude der ehemaligen Gemüsegärtnerei ist inzwischen weitestgehend abgeschlossen. Noch bis März 2024 werden die Gewächshäuser rückgebaut. Auf dieser als Gartendenkmal zurückgewonnenen Fläche wird Ende 2024 der Aufbau der „Neuen Branitzer Baumuniversität“ beginnen und Ende 2025 zum Abschluss kommen.

In einem ersten Realisierungsschritt wird ein multifunktionales Forschungsgewächshaus (inklusive Büros, Analyseraum u.a.m.), eine Maschinenhalle sowie ein Lager für Substrate entstehen. Hierfür werden Bestandsgebäude (zwei Gewächshäuser, eine Leichtbauhalle) nachgenutzt und umgebaut bzw. modernisiert. Weitere vier Gewächshäuser sollen in späteren Bauabschnitten modernisiert werden.

Im Außenraum werden u.a. Anzuchtbeete, Baumschulquartiere, Sichtungs- und Versuchsflächen sowie eine Genbank (lebende Pflanzen) zur Sicherung historischer Gehölzsorten entstehen. Der Umfang der Baumschul- und Versuchsflächen wird anfangs circa drei Hektar betragen und wird sukzessive und bedarfsgerecht erweitert werden. Auf der Gesamtfläche werden auch Kulturlandschaftselemente wie Hecken und Baumgruppen wiederangelegt werden und nachhaltige Landnutzungsformen in diesem besonderen Bereich des Außenparks der Branitzer Parklandschaft stattfinden.

2021 erwarb die Stiftung Fürst-Pückler-Museum (SFPM) das verwahrloste und Bauspekulation preisgegebene Gelände im denkmalgeschützten Außenpark. Denn hier bietet sich ein idealer Standort zur Erweiterung der inzwischen viel zu klein gewordenen Fläche der historischen Baumschule (sog. „Baumuniversität) im Innenpark.

Das Modellprojekt „Neue Branitzer Baumuniversität“ hat die Aufgabe, resiliente Bäume und Sträucher für historische Gärten und Parks zu erforschen und zu kultivieren. Somit wird Vorsorge gegen die immer größer werdenden Schäden durch den Klimawandel getragen, denn das gärtnerische Erbe der Lausitz und Brandenburgs allgemein ist in akuter Gefahr. Lange Trockenperioden, Rekordhitze, Stürme, zu milde Winter und in der Folge Schädlingsbefall setzen den alten, oft ohnehin geschwächten Gehölzbeständen zu. Dem gilt es mit Hilfe angepasster Pflanzen entgegenzuwirken, um die Anlagen widerstandfähiger zu machen und für die Zukunft zu entwickeln. Dabei geht es nicht allein um an das Klima angepasste Eigenschaften der Bäume und Sträucher. Diese dürfen zugleich das originäre Erscheinungsbild der Gartendenkmale nicht verändern. Ein Spagat, an dem man in Branitz schon länger praktisch arbeitet.

Der Betrieb der „Neuen Branitzer Baumuniversität“ als moderne Forschungsbaumschule wird in Kooperationen mit Hochschulen und anderen Partnern geschehen (u.a. Späth-Arborethum der Humboldt-Universität zu Berlin und Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberwalde oder der University Geisenheim). Die dabei gesammelten Erkenntnisse und entwickelten Strategien sollen in einem Kompetenzzentrum für historische Gärten im Klimawandel zusammenfließen und unterschiedlichsten Institutionen und Akteuren in ganz Deutschland zugutekommen.

 

Die historische Branitzer Baumuniversität wurde 1846 von Fürst Pückler gegründet. Sie diente seinerzeit der Aufzucht groß zu verpflanzender, charaktervoller Bäume und existierte vermutlich bis 1945. 2011 wurde die parkeigene Baumschule am originalen Standort in der Schlossgärtnerei auf 1.900 m² wiedererrichtet. Dabei ging es zunächst um die Nachzucht und Bewahrung wertvoller, bildprägender Gehölzsorten. Seit 2018 ist die Klimaanpassung als weiteres Aufgabenfeld, das seitdem stark an Bedeutung gewann, hinzugekommen. Heute versorgt sich der Park nahezu autark mit Nachwuchs aus der eigenen Baumschule, der Bedarf steigt jedoch rasant.